Die Boule-Saison hat begonnen – Von wegen ruhige Kugel schieben

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Tecklenburg – Schon wenn man sich an diesem frühen Dienstagabend dem Dorfplatz in Leeden nähert, ist es zu hören, das typische Klackklack der Boulekugeln. Auf der Bahn steht eine Gruppe von Mittsechzigern, fünf Männer und eine Frau. Dann und wann fliegt eine silberne Kugel über die Bahn, fachsimpeln die Spieler über die richtige Taktik und spornen sich gegenseitig an, wobei sie jederzeit die Contenance bewahren. Lautstarkes Anfeuern – das würde auch schlichtweg nicht passen zu dem unaufgeregten Spiel, das in Frankreich zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen gehört.
Von Katja Niemeyer

Rainer Budke (Team Tecklenburg), der soeben gekonnt eine Kugel von Rudolf Rogowski (Team Leeden) weggekickt hat, wofür er von seinen Mitspielern maßvoll gelobt wurde, tritt zur Seite. Das Spiel, erläutert der Tecklenburger, zeichne sich durch einen „Wechsel von An- und Entspannung“ aus. Zugleich, ergänzt Karsten Buchsbaum, der sonst im Brochterbecker Bürgergarten seine Kugeln wirft, „sind aber auch Konzentration und Genauigkeit gefragt“.

Den Männern und Frauen, die regelmäßig in den vier Tecklenburger Ortsteilen Boule spielen, geht es darüber hinaus um das Gemeinschaftsgefühl, betont der Leedener Jörg Michel. Und darum, eine Leidenschaft zu teilen.

Nach der Winterpause haben sie sich an diesem frühlingshaften Abend zu einer ersten gemütlichen Partie auf dem Dorfplatz getroffen. Eine Art Vorgeplänkel zu der neuen Pokalrunde, die am 7. Mai auf der Anlage in Ledde um 17 Uhr startet. Es dauert aber nicht lange, da entwickeln die Spieler einen gewissen Ehrgeiz. Da wird, wenn nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, welche Kugel am nächsten dran ist am „Schweinchen“ (so wird die kleine Zielkugel bezeichnet), kurzerhand das Maßband gezückt. Da werden die Kugeln immer wieder mit einem Tuch gesäubert, damit sie auch gut rollen. Und da wird eine gegnerische, bestens platzierte Kugel auch schon einmal schonungslos weggeschossen. Am Ende einer gelungenen Partie, darauf legt die Gruppe Wert, „verabschieden wir uns stets mit einem versöhnlichen Händedruck“. Und nicht selten genießen die Spieler dann – ganz wie in Frankreich – ein Glas Rotwein, Käse und Salami.

Eine gute Kugel zu spielen, erläutert Rainer Budke, hänge zugegebenermaßen häufig von der jeweiligen Tagesform ab. Natürlich aber auch von der Erfahrung und von der Technik. In ihrem Wurfstil, das wird beim Ortstermin deutlich, unterscheiden sich die Freunde des Boule-Spiel deutlich. Einige gehen nur leicht in die Knie, andere dafür umso mehr und wieder andere werfen die 700 Gramm schweren Kugeln aus dem Stand heraus. Zur letzteren Gruppe gehört Friedhelm Winkelsträter. Der Leedener verliert keine unnötigen Worte beim Spiel, landet dafür aber immer wieder – ganz nonchalant – einen Treffer. Die äußere, glänzende Schicht seiner Kugeln ist schon abgewetzt. „Da kommt das Kupfer durch“, stellt Friedhelm Winkelsträter trocken fest und legt noch eine Kugel nach. Um sie leichterdings aufzuheben, hat er an einer Schnur einen Magneten befestigt, der sich mit einem Klack ans Metall heftet.

Gut 20 Jahre ist es her, dass am Sportplatz in Ledde erstmals Boule gespielt wurde. In der Folge gründeten sich insgesamt vier Mannschaften, wurden Bahnen angelegt und schließlich das Turnier um den Pokal des Bürgermeisters ins Leben gerufen. Diesen muss in diesem Jahr übrigens die Ledder Mannschaft verteidigen.

Zeit, eine ruhige Kugel zu schieben, bleibt den Teams nicht mehr. Die Boule-Saison hat Fahrt aufgenommen.


Quelle: Westfälische Nachrichten