Indien hautnah: Spirituelle Bilderreise mit Jürgen Neitsch in Tecklenburg-Leeden

Vom kleinen Stiftsdorf in die weite Welt nach Indien entführte der Fotograf Jürgen Neitsch bei seinem Fotovortrag im Stiftshof sein Publikum. Unter dem Titel „Indien – eine spirituelle Reise“ nahm der Leedener auf Einladung der Interessengemeinschaft Leeden (IGL) rund 30 Zuschauer am 9. Mai 2025 mit auf eine visuelle Expedition durch ein Land voller Gegensätze, Rituale und tiefer Religiosität.

Im Mittelpunkt stand dabei die Kumbh Mela, „das größte Pilgerfest der Welt und zugleich eine der eindrucksvollsten spirituellen Versammlungen der Menschheit“, so der Referent. 2025 war ein besonderes Jahr – es fand die Maha Kumbh Mela statt, ein Fest, das es aufgrund einer besonderen Sternenkonstellation „nur alle 144 Jahre gibt“, informierte Neitsch. Im Norden, in der heiligen Stadt Prayagraj, am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem mythischen Saraswati, versammelten sich über 670 Millionen Gläubige. Allein am Hauptbadetag, dem 29. Januar, waren bis zu 100 Millionen Menschen vor Ort – eine für westliche Verhältnisse kaum vorstellbare Zahl. Trotz dieser Masse Mensch hätte er sich jederzeit sicher gefühlt betonte Jürgen Neitsch: „Das gemeinsame Ziel, friedlich im Ganges zu baden, hat eine friedvolle Stimmung geschaffen.“

Der Vortrag basierte auf einer zweiwöchigen Reise durch das spirituelle Herz Indiens. Eindrucksvolle Fotos zeigten nicht nur die schiere Menschenmenge, sondern auch intime und persönliche Einblicke in das religiöse Leben. Den Start machten Eindrücke aus Varanasi, einer der ältesten, durchgängig bewohnten Städte der Welt.

Entlang der Treppen am Ufer des Ganges, den sogenannten Ghats, fing Neitsch mit seiner Kamera auch die Zeremonien rund um die Beerdigungen ein: „Im Hinduismus ist das Verbrennen auf dem Scheiterhaufen die traditionelle Art der Bestattung“, erläuterte der Leedener, der gemeinsam mit seiner Frau Petra oft auf Reisen unterwegs ist.

Immer wieder zentrales Motiv: Das Bad im heiligen Fluss, die täglichen Ganga-Aarti-Zeremonien in Varanasi, „ein Ort voller Emotion und Symbolik“.

Neitsch, der sich selbst als Schwarzweiß-Fotograf versteht, sagte über seine Reise: „Ich bin eigentlich Schwarzweiß-Fotograf – aber in Indien geht das nicht!“ Die Farben, das Licht, die Gesichter und die Rituale verlangten geradezu nach Farbe.

Dabei zeigte Neitsch mehr als nur religiöse Rituale. Er fing auch überraschende Momente ein – etwa Cricketspiele in den Straßen, Begegnungen mit Sadhu-Mönchen oder Szenen, bei denen plötzlich das Unvorhergesehene vor die Linse lief, wie ein gähnender Koch an seinem Straßenstand. Besonders berührend: „Auf dem Gelände der Kumbh Mela waren alle gleich – Manager, Bettler oder Analphabeten. Das gemeinsame Bad im Ganges verbindet über alle Unterschiede hinweg“, berichtete Neitsch. Er hob zentrale Prinzipien des Hinduismus hervor, wie Gewaltlosigkeit, Wahrheit, Freundlichkeit und Selbstkontrolle. Werte, die – wie er betonte – „auch in unserer Welt Orientierung geben könnten, über religiöse oder politische Grenzen hinweg“.

Uwe Auffahrt, Marie-Theres Himstedt und Gerhard Wellemeyer als Vertreter vom Vorstandsteam der IG Leeden freuten sich, „dass Jürgen Neitsch auf ein Honorar verzichtet hat“ und alle Einnahmen für die Jugendarbeit der Interessengemeinschaft im Stiftsort gespendet wurden. Mit einer Flasche Leedener Stiftstropfen dankten sie dem Referenten für seine Ausführungen.

Quelle: WN / Marie-Theres Himstedt / Björn Igelbrink