JHV FFW Tecklenburg

Was passiert eigentlich, wenn die gesamte Feuerwehr mit allen städtischen Einheiten ihre Jahreshauptversammlung auf dem Saal der Gaststätte Antrup abhält und eine Einsatzmeldung hereinkommt? Auf diese Frage antwortet Thomas Sundermann als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Tecklenburg am Freitag ganz entspannt: „Es gibt eine Alarm- und Ausrückordnung.“ Der Experte konkretisiert: „Einige Fahrzeuge stehen direkt vor Ort an der Gaststätte und parallel rücken dann Löschzüge aus Nachbargemeinden aus.“ Also alles geregelt für den Fall, der jedoch nicht eintrat. So konnte die Zusammenkunft in geselliger Runde stattfinden und die Kameraden untermauerten immer wieder mit kräftigem Klatschen, Klopfen oder spontanen Akklamationen ihren guten Zusammenhalt. Besonders die Entwicklung im Bereich der vier Gerätehäuser als Domizile der vier Einheiten in den jeweiligen Ortsteilen verfolgten sie interessiert.
Thomas Sundermann gedachte nach seiner Begrüßung der aktiven Feuerwehrkameraden, der Mitglieder der Ehrenabteilung, der Jugend- und Kinderfeuerwehr und der Betriebsfeuerwehr der Kröner Stärke der verstorbenen Kameraden. Für Rudolf Becks, Martin Winkler, Michael Schürmann und Thomas Sundermanns Vater Friedrich hielten alle in einem Moment der Stille inne.
Zahlen und Fakten stellte der städtische Feuerwehrleiter seinem Rückblick voran, eine Präsentation visualisierte seine Ausführungen. So seien 27 Kinder in der Kinderfeuerwehr, die neun Betreuer habe, 18 Jungen und drei Mädchen haben sechs Betreuer in der Jugendfeuerwehr, den aktiven Einsatzdienst verrichten 139 Personen, die Unterstützerabteilung besteht aus 29 Personen und die Ehrenabteilung aus 43 Personen. „2024 haben wir 120 protokollierte Einsätze zu verzeichnen“, so Thomas Sundermann, darunter 86 Mal technische Hilfeleistungen, jeweils zwölf Brandeinsätze oder Einsätze aufgrund von Brandmeldeanlagen, aber auch neun Sicherheitswachen und einige Tragehilfen, ABC-Einsätze und Unwetterlagen. Bei wachsenden Herausforderungen und Anforderungen im Bereich der notwendigen Ausbildung und der technisches Ausrüstung „müssen stetig neue Konzepte entwickelt werden“, um neue Kameraden zu gewinnen und um „das Feuerwehrsystem für die bestehenden Mitglieder attraktiv zu gestalten“.
Beim Rückblick auf das vergangene Jahr rief Thomas Sundermann einige Ereignisse besonders in Erinnerung. Im April war dies die Neuwahl der Vertrauenspersonen in den einzelnen Einheiten. „Eine spektakuläre Abseilrettungsübung fand im Mai am Funkturm in Ledde statt“, so der Feuerwehrleiter. Die Jugendfeuerwehr Tecklenburg hatte einen TV-Auftritt wie auch Sundermann selbst vom Fernsehen im Feuerwehrhaus Tecklenburg interviewt wurde.
Die Einheit in Ledde feierte ihr 90-jähriges Bestehen und im Sommer waren die renovierten Räume in Feuerwehrhaus Tecklenburg fertiggestellt. In Leeden war das Stadtfeuerwehrfest im Septmeber. Im Folgemonat erfolgte „die Anschaffung von 134 neuen Rufmeldern“ und die Kameraden in Brochterbeck freuten sich über ihr neues Feuerwehrhaus.
„Neun neue Kameraden konnten wir im vergangenen Jahr begrüßen“, teilte Thomas Sundermann der Versammlung mit und hob hervor: „Besonders erfreulich ist, dass wir in diesem Jahr bereits sechs neue Mitglieder aufgenommen haben.“ Er führte diese positive Entwicklung auch auf „die Neuanschaffung von Fahrzeugen und die Modernisierung unserer Feuerwehrhäuser“ zurück. Das neue Ausbildungskonzept als Pilotprojekt mit der Entlastung von Wochenenden und der Verlegung der Ausbildung auf die Wochentage fände „bei den neuen Kameraden großen Anklang“. Sundermann fügte hinzu: „Wir setzen uns auch dafür ein, Ausbilder zum Institut der Feuerwehr zu entsenden.“
„Der Weggang von Thomas Borchard schmerzt“, sprach Thomas Sundermann das Fehlen eines Bindegliedes zwischen Verwaltung und Feuerwehr an. So müssen die Kameraden sich erneut um eine neue Verwaltungsperson bemühen und „bis diese eingearbeitet ist, bedeutet das wieder mehr Arbeit für uns im Ehrenamt“.
Aus den vier Ortsteilen und den entsprechenden vier Einheiten informierte der Feuerwehrleiter. In Tecklenburgs Feuerwehrhaus herrsche auch aufgrund des Bauhofes „große Enge und es fehlen Parkplätze“ – ein Dauerthema bei jeder Jahreshauptversammlung. Neue Spinde seien in der Beschaffung. In Brochterbeck werde das neue Tanklöschfahrzeug 3000 für Ende März erwartet, ein neues Mehrzweckfahrzeug „ist in Planung für 2026“.
Das gelte auch laut Sundermann für Ledde. Dort seien zudem die Anschaffungen für das Feuerwehrhaus und das Tanklöschfahrzeug 2000 vorangetrieben. In Leeden „bemüht man sich um ein geeignetes Grundstück für ein neues Feuerwehrhaus“. Die Parkplatzsituation habe sich nicht verbessert. Der Ausbau der Verkehrsinseln an der Rosenstraße stellt für Thomas Sundermann „mit überhohen, rechtwinklingen Bordsteinen eine zusätzliche Gefahr für die Feuerwehrkräfte bei Fahrten zu Feuerwehreinsätzen dar“.
Im Nachwuchsbereich hätten 19 Kinder „an der Kinderflamme teilgenommen und diese bestanden“, freute sich Thomas Sundermann. Dringend suche die Jugendfeuerwehr neue Betreuer, „vorzugsweise mit der Fahrerlaubnisklasse C“. Alle Tecklenburger Gruppenmitglieder haben die Leistungsspange der deutschen Jugendfeuerwehr erworben.
Bürgermeister Stefan Streit betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Umsetzung des Brandschutzbedarfsplans. Er dankte den Kameraden und ihren Familien „für die ehrenamtliche Einsatzkraft zum Wohle unserer Stadt“. Das Stadtoberhaupt freute sich, dass die Kameraden in Brochterbeck ihr neues Gebäude mit erweitertem Platzangebot mit Leben füllen. Das neue Gerätehaus „am Dorfeingang in Ledde ist für über drei Millionen Euro in Planung“.
Streit versprach für Tecklenburg eine Lösung mit Blick auf die Räumlichkeiten bis 2027, die auch dem Bauhof „eine klare Perspektive gibt“. In Leeden solle parallel eine Neuverortung des Feuwehrhauses erfolgen, die auch der schwierigen Parksituation Abhilfe schaffe. Mit einer Spende der Stadt in Höhe von 400 Euro, die Stefan Streit Thomas Sundermann übergab, solle „die Jugendarbeit der Feuerwehr“ unterstützt werden.
Als Kreisbrandmeister sprach Raphael-Ralph Meier vor der uniformierten Zuhörerschaft über ein „feuwehrtechnisch ganz normales Jahr“, in dem beispielsweise kaum Vegetationsbrände zu verzeichnen waren. Ein Großbrand in Wettringen, den 150 Einsatzkräfte zehn Stunden bekämpften, und ein tragischer Verkehrsunfall in Ochtrup mit sechs direkt Verstorbenen ließen ihn an das seelische Wohlbefinden der Einsatzkräfte denken, das von 39 Kräften psychosoziale Unterstützung erhalten könne. Meier thematisierte Neuerungen im Alarmierungswesen und im Einsatzführungssystem und benannte Mühen einer effizienten Lehrgangsplanung, wenn bei der Kreisausbildung angemeldete Kameraden nicht erscheinen.
Als stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes teilte Marcus Prinz der Versammlung der Feuerwehr Tecklenburg mit, „dass wir die Brandschutzerziehung und -aufklärung voranbringen wollen“. Er lud zum 50-jährigen Jubiläum des Verbandes am 27. September in Emsdetten ein.
Ehrungen schlossen sich an: 25 Jahre aktiven Einsatzdienst verrichtet Sven Herrmann, 35 Dienstjahre sind es bereits bei Jörg Büscher, Carsten Seidel und Stefan Sundermann. Langjährige Mitglieder erhielten Urkunden vom Kreisfeuerwehrverband NRW: Harry Heise, Eckhard Keller, Albert Schulte Brochterbeck (jeweils 40 Jahre), Jürgen Brönstrup (50 Jahre) und Reinhard Osterhaus (60 Jahre).
Als Anwärter als Feuerwehrfrau beziehungsweise -mann begrüßte die Versammlung Boris Heick, Noah Bäumer, Niklas Kipp, Nadine Zerull, Christopher Dold und Maximilian Deepe. Warum sie sich für dieses Ehrenamt entschieden? „Weil ich Menschen helfen möchte“, schildert beispielsweise die 20-jährige Nadine Zerull ihre Motivation.
Nach zahlreichen Beförderungen betonte Thomas Sundermann in seinem Schlusswort: „Wir bleiben engagiert und danken alle Kameraden für ihren unermüdlichen Einsatz.“ Er dankte dem Bürgermeister, dem Rat und der Verwaltung „für die kontinuierliche Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit“, den Rednern für ihre Anwesenheit und schloss mit den Worten: „Gott zu Ehr, dem Nächsten zur Wehr.“

Quelle: WN, Björn Igelbrink