Katholiken und Protestanten „beschnuppern“ sich coronagerecht

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Tecklenburg-Leeden.
„Wie könnte die katholische Kirchengemeinde die evangelische Stiftskirche mitnutzen?“ lautete die Frage bei einem ersten Austausch, zu dem sich eine kleine Delegation um Pfarrer Peter Kossen von der katholischen Kirchengemeinde Seliger Nils Stensen, mit Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff und Mitgliedern des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Tecklenburg im Stiftshof traf.

„Unsere Arme sind weit offen“, betonte Wortmann-Rotthoff die Bereitschaft für einen ökumenischen Weg – nicht zum ersten Mal. Sie machte noch einmal deutlich, dass die katholische Gemeinde herzlich willkommen sei.

Hintergrund des Treffens ist die anstehende Abbruchphase der katholischen Kirche St. Hedwig voraussichtlich ab Dezember 2021. In dem an der Stelle geplanten Seniorenzentrum soll eine kleine Kapelle entstehen mit angeschlossenem Mehrzweckraum, der der katholischen Gemeinde nach Absprache mit dem Betreiber zur Verfügung steht.

So lange „und sehr gerne auch darüber hinaus“, wie die evangelische Pastorin betonte, könnten die Katholiken die Stiftskirche mitnutzen. Beim gegenseitigen Austausch über Gottesdienstzeiten wurde schnell klar, dass sich vielleicht der sogenannte fünfte Sonntag in Zukunft für gemeinsame Gottesdienste eignen könnte. Vermutlich könnte die katholische Kirchengemeinde das Gotteshaus im Stiftsbereich am ersten und dritten Sonntag nutzen, die evangelische Kirchengemeinde dann am zweiten und vierten Sonntag im Monat.

Bei einer anschließenden Besichtigung der Stiftskirche erfuhren die Katholiken viel Interessantes, zum Beispiel über das Schicksal des Kirchbaus zum Ende des zweiten Weltkrieges mit der Bombardierung der Kirche und der umliegenden Gebäude, die vielen Zivilisten und Flüchtlingen das Leben kostete.

Bei einer anschließenden Besichtigung der Stiftskirche erfuhren die Katholiken viel Interessantes, zum Beispiel über das Schicksal des Kirchbaus zum Ende des zweiten Weltkrieges mit der Bombardierung der Kirche und der umliegenden Gebäude, die vielen Zivilisten und Flüchtlingen das Leben kostete. Ulrike Wortmann-Rotthoff öffnete sogar extra den Tresor, um die historische Taufschale aus dem 16. Jahrhundert vorzustellen: “ Diese ist auch ein Zeichen für unsere gemeinsame Wuzeln“, betonte sie. Pfarrer Peter Kossen äußerte sich dankbar für die angebotene Gastfreundschaft und war sehr dafür, sich als Kirchengäste in das Raumkonzept der evangelisch-reformierten Stiftskirche zu integrieren. Ulrike Wortmann-Rotthoff spann mit Detlef Adams und Uwe Balsmeyer die Idee, ob im hinteren Teil der Stiftskirche eine kleine „Kerzenecke“ gestaltet werden könne: „Ich nehme wahr, dass gerade in Coronazeiten dafür ein Bedarf da ist“, so Wortmann-Rotthoff. Sie plädierte auch dafür, dass der Fisch in dem Pflaster vor der katholischen Kirche in einer gemeinsamen Aktion mit den Kommunionkindern und „Konfus-Kids“ an einen noch zu bestimmenden Ort umgelegt werden könnte. Der katholische Glockenturm könnte sich auf dem evangelischen Friedhof wiederfinden, was bei der Delegation sehr gut ankam.

Diese vielen interessanten Gedanken können beide Seiten nun in ihre Überlegungen mit einbeziehen und im evangelischen Presbyterium beziehungsweise im katholischen Seelsorgeteam und den entsprechenden Gremien besprechen, ehe auch konkrete vertragliche Regelungen wie eine Kostenbeteiligung für die Raumnutzung, Heizung oder Strom erfolgen.

Quelle: Westfälische Nachrichten