„Liebesglück und Wasserschaden“: Theatergruppe der Feuerwehr Leeden begeistert Publikum

Wenn laute Bohrmaschinen wummern, sich Staub auf seine Pantoffeln legt oder Wasserflecken am Gummibaum zu sehen sind, dann zerrt das ganz schön am Nervenkostüm von Siegfried Klein. Die Wohnung des peniblen Buchhalters, akkuraten Mieters und eingefleischten Junggesellens bildete den Schauplatz für „Liebeslust und Wasserschaden“ auf der Bühne im Saal der Gaststätte Antrup. Am Samstag, 8. März 2025, erlebten 160 Zuschauer die ausverkaufte Premiere des inzwischen 20. Stücks der Theatergruppe der Feuerwehr im Stiftsdorf, auf das sich die Aktiven seit letzten Oktober vorbereitet hatten.
Seit 40 Jahren gibt es das Ensemble in wechselnder Besetzung, aber von Beginn an dabei ist neben Monika und Peter Esfeld, Rainer Pietzarka und Oliver Tschauder-Pietzarka die Regisserin Liesel Kortlüke, die alle Theatergäste der Laiengruppe begrüßte. Sie zog sich danach in ihre Souffleusenbox vor der Bühne zurück und gab das rustikale, gut bürgerliche Ambiente mit von der Gruppe selbst gestalteten Kulissen für drei Akte frei. Diese nahmen das Publikum mit in die penibel gepflegte Wohnung von Siegfried Klein (Sebastian Esfeld), wo im Verlauf des Stücks Handwerker elektrische Leitungen und die sanitären Einrichtungen erneuern mussten.
„Trautes Heim, Glück allein“ – das Leitwort von Siegfried Klein, der bereits drei Tage nach seinem letzten häuslichen Großputz das dringende Bedürfnis verspürt wieder sein Staubwedel zum erneuten Großputz in die Hand zu nehmen, brachte dessen Schwester Rita (Sarah Lapatke) aus den Fugen, als sie ihre chaotische Freundin Katrin Niedlich (Denisé Westermann) bei ihrem Bruderherz einquartierte. „Frauen kommen in die Wechseljahre, weil sie das ganze Blut für ihre Krampfadern brauchen“, erklärt Siegfried unter dem Gelächter des Publikums seiner Schwester im sich zuspitzenden Streit, weshalb er auf seine weibliche Untermieterin gut verzichten könne.
Die Lage verschärft sich, als Kleins Nachbarin und Vermieterin Maria Schmitzke (Annette Reiffenschneider) ihm für dringende Reparaturen die Handwerker ins Haus schickt. Auf eine Tasse Kamillentee, die sich dann zum Früchtetee und gar zum verruchten Kaffee steigert, klagt Siegfried, der sogar seine Rechnungen bügelt und mit seiner schrägen Nachbarin Emilie Kiekenbusch (Monika Esfeld) diskutiert, wer von beiden in welcher Kalenderwoche den Gummibaum im zu putzenden Treppenhaus entstauben darf, sein Leid seinem besten Freund Karl-Heinz „Kalle“ Kurz (Pascal Lapatke). Der ist ebenfalls zart besaitet und erleidet einen mittleren Schock, als Siegfrieds neue Untermieterin Katrin spärlich bekleidet frisch der Dusche entspringt und durch Siegfrieds Wohnung flitzt.
Die beiden Männer müssen recht hilflos mit ansehen, wie sich die Situation in Siegfrieds Wohnung entwickelt, die immer mehr einem Taubenschlag gleicht. Die Postbotin (Lea Marie Seidel) überbringt in Versform immer wieder neue Post und (Hiobs-)Botschaften für die Anwesenden. Und die engagierten und recht untalentierten Handwerker verwandeln Siegfrieds Wohnung in eine chaotische Baustelle.
Die Elektriker der Firma Krumm & Schief, Peter Krumm (Peter Esfeld) und Winfried Schief (Frank Budke), agieren im Namen Heidi Kabels, „der Schutzheiligen für Elektroarbeiten“, und erklären „den Bierkasten und die Bild-Zeitung“ zum wichtigsten Material auf der Baustelle.
Kalle Kurz und Siegfried Klein sprechen von einem verwahrlosten Zustand und versinken zunehmend in Selbstmitleid, als die von den Elektrikern als „Klobürstendompteure“ bezeichneten beiden Frauen der Firma Schreck & Schraube zur Tat schreiten und ihnen ins Gehege kommen. Mechthild Schreck (Petra Didden) und Susi Schraube (Christin Seidel), die immer wieder mit ihren Avancen nicht nur Siegfried Klein ins Schwitzen bringt, sorgen dafür, dass die Sanitärarbeiten mit abgestellten Wasserleitungen und frei liegenden Rohren die normalen Mietwohnungsabläufe stören. Aus zwei Tagen Baustelle werden zwei Wochen.
Nachbarin Emilie Kiekenbusch beschwert sich über den Baustellenlärm und fühlt sich in ihrem Schönheitsschlaf gestört, woraufhin die beiden Handwerker von Krumm & Schief ihr kurzerhand Gurken aus ihrer Gesichtsmaske mopsen um ihr Pausenbrot damit zu bestücken. „Es geht mir wirklich nicht gut“, stellt daher Siegfried Klein nicht ohne Grund fest, als er dann noch von seiner nicht erfolgten Beförderung zum Chefbuchhalter erfährt.
Zur Aufmunterung trinkt er mit Katrin Niedlich und Maria Schmitzke inzwischen sogar alkoholischen Schnaps, als unter dem Gelächter des Publikums Backsteine mit Staub und Qualm polternd aus der Wand brechen und Handwerker Winfried Schief mit Bauarbeiterhelm und Kopflampe von außen ins Wohnzimmer lugt.
Insgesamt sorgen die Macken der Protagonisten auf der Bühne für viel Applaus und Lacher und eine gelungene Premiere. Oliver Tschauder-Pietzarka und Marek Wohlfahrt kümmerten sich um Technik und Ton. Im Programmheft ist Rainer Pietzarka als „Gute Fee hinter der Bühne“ aufgeführt. Das vier Jahrzehnte lang aktive Mitglied in der Feuerwehrtheatergruppe erklärt: „Ich weise die Schauspieler zum Auftritt an oder reiche ihnen die Requisiten.“
Mit ihrem neuen Stück, das noch fünf mal in der Gaststätte Antrup zu sehen ist, wobei alle Aufführungen bereits ausverkauft sind, hat die seit 1985 bestehende Theatergruppe des Löschzugs Leeden wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie sich durch Zusammenhalt, Kreativität und Gemeinschaft auszeichnet.

Quelle: WN / Björn Igelbrink