Wenn „Haus Hedwig“ etwas zu feiern hat, lacht die Sonne vom makellos blauen Himmel. Das war beim Richtfest so und nun auch wieder am Freitag (9. Mai 2015) bei der feierlichen Eröffnung – ein gutes Omen für die Seniorenanlage.
Die zahlreichen Gäste – ein Vertreter der Stadt hatte sich allerdings nicht eingefunden – sowie Gastgeber Gunnar Sander strahlten denn auch angesichts des herrlichen Wetters, das für gute Laune sorgte in dem neuen, äußerst gelungenen Domizil für Senioren. Auch Pfarrer Peter Kossen von der Gemeinde Seliger Niels Stensen und sein Kollege Iven Benck von der evangelischen Kirchengemeinde zeigten sich bestens gelaunt, als sie zu Beginn der Feier einen ökumenischen Gottesdienst hielten.
Peter Kossen erinnerte zunächst an die Geschichte der Kirche St. Hedwig, die früher auf dem Grundstück an der Elbinger Straße gestanden hatte. Vertriebene, die nach dem Krieg nach Leeden kamen und sich dort niederließen, hätten schon bald den Wunsch nach einer Kirche gehabt. „Sie hatten den Glauben im Herzen und im Kopf. Und sie haben die Heimat mit sich getragen.“ Entstanden ist schließlich eine der viele Notkirchen, die es damals gab. 2023, nach 61 Jahren, wurde sich abgerissen.
Es sei zunächst schmerzhaft gewesen, als die Idee aufkam, statt der Kirche ein Seniorenhaus zu bauen, es sei ein Gedanke gewesen, an den man sich erst habe gewöhnen müssen. Doch jetzt sei alles gut, so Kossen. Entstanden ist in der Anlage auch die Kapelle, in der Gottesdienste gefeiert werden und die auch als Multifunktionsraum dient.
Das „Haus Hedwig“ solle ein Zuhause sein für die Menschen, die dort einziehen, und ein offenes Haus, in dem sich die Menschen begegnen können, wünschte Iven Benck. Er erinnerte an die Namensgeberin, die Gräfin Hedwig, die stets Nächstenliebe gelebt habe. „Alles steht und fällt mit der Liebe.“
Der Name Hedwig zog sich wie ein rotes Band durch die Eröffnungsfeier. Denn auch Gunnar Sander von der Sander Pflege, die das Haus betreibt, hatte dazu einiges zu berichten. Zum Beispiel von seiner Oma Hedwig, die er in ganz toller Erinnerung habe („Bei ihr gab es immer Schokolade.“), oder auch von der Schnee-Eule Hedwig aus der Harry-Potter-Reihe. Der Name Hedwig stehe unter anderem für Kampf, dafür, sich für etwas einzusetzen, etwas in die Hand zu nehmen. Und das hätten ganz viele Handwerker getan. „Daraus ist dieses Haus entstanden.“
Auch für Politiker sei es wichtig, etwas in die Hand zu nehmen und zu bewegen, führte Sander aus und verwies auf den Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung. Der umfasse 144 Seiten, aber nur „genau sieben Zeilen zum Thema Pflege“. Zumindest ein kleiner Beitrag, um Versorgungsstrukturen zu schaffen, werde mit dem „Haus Hedwig“ geleistet.
„Wir haben ein wunderbares, tolles Team.“ Gunnar Sander
Sander verwies zudem darauf, dass es derzeit nicht einfach sei, Mitarbeiter in der Pflege zu finden, aber: „Wir haben ein wunderbares, tolles Team.“
Und da im „Haus Hedwig“ auch gefeiert, gelacht, gesungen, getanzt und geschunkelt werden soll, hatte Gunnar Sander gleich ein passendes Lied mitgebracht, das er zum Vergnügen des Publikums abspielte: „Tante Hedwig“ von Heinz Erhard. Noch mehr Musik gab es, als ein Chor der Teutoburger-Wald-Schule auftrat und Frühlingslieder sang.
Bei der anschließenden Schlüsselübergabe ging ein Raunen durch den Raum. Architekt Ludger Borgel vom Architekturbüro BVM hatte einen überdimensionalen Schlüssel mitgebracht in Form eines Weggen. Auch er hatte übrigens eine Hedwig im Familienkreis: seine Tante, die sehr leckeren Kartoffelsalat gemacht habe. Das „Haus Hedwig“ sei ein schönes, starkes Projekt geworden, das sich einbinde in die Struktur Leedens, befand er.
Besen und eine Zierkirsche
Weitere Gratulanten folgten. Ulrich Plenter von der Interessengemeinschaft Leeden betonte, „wir Leedener können stolz auf diese tolle Anlage sein“. Und Michael Reiffenschneider und Daniel Narberhaus überreichten im Namen der Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen einen großen Besen, damit immer alles sauber bleibt. Außerdem hatte die Gemeinde eine schöne Zierkirsche spendiert, die nun vor der Kapelle wachsen und gedeihen soll.
Die Seniorenbeauftragte der IG Leeden, Karin Stryjewski, nutzte die Gelegenheit, noch einmal für konstruktive Zusammenarbeit zu werben, um eine Basis zu schaffen für ein lebenswertes Umfeld und für die Integration der Hausbewohner in das Dorfleben. Seniorentreff, Spielenachmittag, Altherrenclub und Feierabendmarkt nannte sie als Beispiele. „Die Bewohner möchten nach draußen, und wir holen sie ab“, versprach die Seniorenbeauftragte, äußerte aber auch gleich einen Wunsch: die Anschaffung einer Rikscha für die Bewohner der Seniorenanlage in Leeden und in Ledde.Wie der Alltag im Haus Hedwig abläuft, darüber informierte Standortleiterin Martina Schulte. Gemeinschaft werde in den beiden Wohngemeinschaften des Hauses groß geschrieben. Es werde gemeinsam entschieden, was man zusammen kochen oder unternehmen wolle. „Alles ist möglich“, versicherte sie. Die Gemeinschaft sei auch nach außen wichtig. „Wir wünschen uns Kooperationen und gelebte Offenheit.“
Nach einem Überraschungsauftritt von „Cordula“, die sich auf Plattdeutsch nach der Betreuung im „Haus Hedwig“ erkundigte und für viele Lacher sorgte, konnten sich die Gäste im Haus umsehen. Gemeinsam mit Pflegedienstleiterin Judith Otto führte Martina Schulte sie durch die Räume. Wer sich das Haus einmal anschauen möchte, kann die Gelegenheit am Sonntag (11. Mai) nutzen. Dann wird zum Tag der offenen Tür eingeladen.
Quelle: WN / Ruth Jacobus