Visitation in der evangelischen Kirchengemeinde ist beendet

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Präsentierten in Leeden die Ergebnisse der Visitation: Superintendent André Ost, Pfarrer Björn Thiel, Presbyter Harald Budke und Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff (von links). Foto: Ruth Jacobus

Mit leichtem Gepäck in die Zukunft

Tecklenburg

Die Kosten und das Personal sind Herausforderungen für die evangelische Kirchengemeinde. Im März 2023 verabschiedet sich Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff in den Ruhestand. Dies und viele weitere Themen wurden bei der Visitation angesprochen.

Von Ruth Jacobus

Es gibt Umbrüche in der evangelischen Kirchengemeinde: Im März nächsten Jahres verabschiedet sich Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff in den Ruhestand. Und es muss an den Gebäudekosten in der vierpoligen Stadt gespart werden. Welche Änderungen sich daraus ergeben und wie sich die Kirche für die Zukunft aufstellt, das waren die wesentlichen Themen der kreiskirchlichen Visitation. An fünf Tagen hat das Visitationsteam zahlreiche Gespräche geführt.

„Dass Ulrike Wortmann-Rotthoff in den Ruhestand geht, ist eine Zäsur“, so Superintendent André Ost im Pressegespräch. Denn: Die Pfarrstelle wird nicht wieder besetzt. Die Evangelische Kirche von Westfalen lege 3000 Gemeindemitglieder zugrunde für eine Pfarrstelle. Tecklenburg zählt 3836 – zu wenig für insgesamt zwei Pfarrstellen. Damit Pfarrer Björn Thiel nicht zum Einzelkämpfer einer Kirchengemeinde mit vier Standorten wird, soll er Unterstützung bekommen aus der Nachbarschaftsregion Westerkappeln, Lotte, Wersen und Wersen-Büren. In diesem „Kooperationsraum“ sollen sich die Kollegen gegenseitig unterstützen, erläuterte Ost.

 

Herausforderung: Die Kosten

Die zweite große Herausforderung sind die Kosten. Denn in Tecklenburg gebe es alles mal vier: die historischen Kirchen, die Gemeindehäuser, die Friedhöfe. „Die Gebäudekosten sind erkennbar zu hoch“, so Ost. „Alles auf einen Standort zu konzentrieren, das funktioniert in Tecklenburg aber nicht.“ Deshalb solle eine Gebäudestrukturanalyse erstellt werden. Es gehe ja nicht nur um die „Steine“, fügte Ulrike Wortmann-Rotthoff hinzu. Unterhaltungskosten, Strom, das Reinigen müssten bezahlt werden.

Erstellt werden soll ein Gesamtkonzept, das den Gebäudebestand insgesamt verkleinert und an den zukünftigen Bedarf anpasst. Dabei soll auch untersucht werden, welche Gebäude wie stark ausgelastet sind. Dadurch bekäme die evangelische Kirchengemeinde auch finanziell einen größeren Spielraum für die Gemeindearbeit.

In fast allen Gemeindehäusern gebe es Gruppen, zum Beispiel aus Vereinen, die sich dort treffen. „Es gibt ganz viele Leute, die ein gutes Miteinander mit der Kirche gewohnt sind. Wir haben das immer gemeinsam gewuppt“, schilderte Ulrike Wortmann-Rotthoff.

Leichtes Gepäck für die Zukunft

Allein im Kirchenkreis Tecklenburg gibt es 21 denkmalwerte Kirchen. Das sei eine Herausforderung, so André Ost. Im Sanierungsfall würden die Kosten in die Millionen gehen. Also ist Sparen angesagt. „Müssen wir jeden Winter wirklich alle vier Kirchen heizen?“, fragte Ulrike Wortmann-Rotthoff in die Runde. Nein. „Es müssen Einschnitte kommen“, pflichtete ihr Presbyter Harald Budke bei. Allein die Instrumente zu unterhalten, sei ein Riesenaufwand, die der Chorleiter. „Was wollen wir? Die Steine zusammenhalten oder den Fokus auf Inhalte richten?“ Man müsse mit leichterem Gepäck in die Zukunft gehen.

Der gesamte Veränderungsprozess müsse mit dem Gemeindeleben verbunden sein, befand Pfarrer Björn Thiel. Dabei gehe es auch um die Frage, wie man die Menschen für die Kirche begeistern könne.

Und dieses Gemeindeleben funktioniert durchaus. „Da gibt es viel Gutes“, betont der Superintendent. Das große Potenzial im Bereich der Kirchenmusik, die Gestaltung von Gottesdiensten in neuen Formen, zum Beispiel die Inspiration am Abend oder am Valentinstag, die diakonische Arbeit und die Öffentlichkeitsarbeit seien hervorragend aufgestellt. Die evangelische Kirchengemeinde sei zudem als Kooperationspartner gefragt, so Ost.

Attraktive Formate

Fest steht jedenfalls, dass sich einiges ändern wird. In Zukunft wird es nicht mehr in jedem Ortsteil Tecklenburgs ein Gemeindehaus geben. Was wiederum bedeutet: Die Menschen müssen sich bewegen. Und dafür, dass das gelingen kann, gebe es durchaus positive Beispiele, betonte Björn Thiel. Ob zur „Inspiration am Abend“, zum Krabbelgottesdienst und zur Bibelwoche – jedes Mal kämen auch Teilnehmer aus anderen Ortsteilen.

„Wir müssen Formate entwickeln, die für alle attraktiv sind“, stimmte ihm Harald Budke zu. Und dabei kommen die ehrenamtlichen Helfer ins Spiel, denn von deren Einsatz lebe die Gemeinde. Das Ehrenamt zu fördern und zu unterstützen ist dabei ein wesentlicher Punkt.

Das „Kleinersetzen“ der Kirchengemeinde kann durchaus als Beispiel dienen für andere Orte im Kirchenkreis, auf die ebenfalls entsprechende Maßnahmen zur Strukturveränderung zukommen. Auf jeden Fall soll externe fachliche Expertise in Anspruch genommen werden. Auch die Tecklenburger Gemeinde wird bei der Umstrukturierung unterstützt. Schließlich gibt es viel zu tun. Oder, wie es Harald Budke ausdrückte. „Der Rucksack ist noch ganz schön voll.“

Quelle: WN