Vortrag „1933 – ein Rückblick. Aufstieg und Machtergreifung der Nationalsozialisten bis 1933“

„Aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen und in die Zukunft gucken“ – dieses Zitat ihres eigenen Geschichtslehrers war für Anna-Lena Strotjohann Motivation, das Fach Geschichte zu studieren und somit auch am Freitag, 21. Februar 2025, im Stiftshof zum Vortrag und Austausch einzuladen zum Thema „1933 – ein Rückblick. Aufstieg und Machtergreifung der Nationalsozialisten bis 1933“. Darüber hatte auch die Interessengemeinschaft Leeden (IGL) informiert und rund 40 Zuhörer nahmen daran teil.
„Ist das ein passendes Thema so kurz vor der Bundestagswahl?“, richtete Organisatorin Marie-Theres Himstedt als Frage an das Publikum. Die IGL-Schriftführerin und im Förderverein der Stiftschule engagierte Mutter beantwortete diese rhetorische Frage mit einer Gegenfrage: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Und sie dankte Anna-Lena Strotjohann, dass sie „Geschichte in Erinnerung“ rufe.
Die 43-jährige Mutter ist Historikerin und wohnt selbst im Stiftsdorf. Sie lud die Zuhörer zu Zwischenfragen ein, wovon diese rege Gebrauch machten. Die Geschichtslehrerin fand es herausfordernd, „eine halbjährige Unterrichtsreihe in komprimierter Form“ zu präsentieren und erklärte: „Ich kann nicht nicht sprechen.“ Mit ihrem historischen Beitrag wolle sie keine politische Positionierung vornehmen, sondern zur Reflexion einladen.
Mit den Konsequenzen des Ersten Weltkriegs begann Anna-Lena Strotjohann ihr Referat, das sie mit einer Präsentation unterstützte. Dem Deutschen Reich wurde „die alleinige Kriegsschuld“ übertragen und wie in anderen Ländern, hat die Demokratie der Weimarer Republik die Monarchie ersetzt. Europa war geprägt von „Hungersnot, Armut, der Hyperinflation von 1923 und Krankheiten“, informierte die Expertin. Zur Wirtschaftskrise der Weimarer Republik kamen die Besetzungen des Rheinlands und des Ruhrgebiets.
„Die jüdische Bevölkerung war mindestens seit dem Mittelalter Opfer des Antisemitismus“, erklärte Strotjohann. Juden hätten im Gegensatz zu Christen und Muslims immer Geldgeschäfte betreiben dürfen und sie sahen sich mit Vorwürfen konfrontiert, „dass sie im Ersten Weltkrieg dem Deutschen Reich“ geschadet hätten.
In den Unsicherheiten der neuen Staatsform Demokratie habe sich laut Anna-Lena Strotjohann aus der Deutschen Arbeiterpartei mit ihrer „Bereitschaft zur Gewalt“ die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gegründet, „die vermögende Gönner hatte und sich durch eine radikale Ablehnung des Versailler Friedensvertrags von 1919 kennzeichnete“. Auch den jüdischen Bolschewismus und Marxismus hätte sie abgelehnt, ließ Strotjohann ihre Zuhörer wissen.
Die Sturmabteilung, SA, war „ein Schlägertrupp, der für Ruhe und Stille sorgen sollte“, resümierte die Historikerin. 1921 kam Adolf Hitler an die NSDAP-Spitze, der im Folgejahr bereits als Mussolini von Deutschland bezeichnet worden ist. Strotjohanns Blick auf die Reichstagswahlen 1928 bis 1932 verdeutlichte „die absolute politische Instabilität“. Durch „geschickte Propaganda“ erhielt die NSDAP zunehmend Stimmen. Eine Zuhörerin sah sogar Parallelen zu heute und animierte, dass die demokratischen Parteien verstärkt „die sozialen Medien nutzen müssen“.
Mit dem Börsensturz, der Massenarbeitslosigkeit und zunehmender Armut kam es zur „Zerstörung der Demokratie“ erklärte Anna-Lena Strotjohann die Entwicklung vom Parteitag in Nürnberg 1929 bis 1932, was mit einer „politischen Radikalisierung der Bevölkerung“ einherging. Künstler, Wissenschaftler, Journalisten und Intellektuelle nahmen „den Kampf gegen die Nationalsozialisten auf“, da Deutschland mit ihnen in einen Krieg steuere, schilderte Strotjohann.
Nach der demokratischen Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und dem Reichstagsbrand im Februar 1933 habe Paul von Hindenburg als Reichspräsident Grundrechte außer Kraft gesetzt und den Weg in die Diktatur geebnet. Nach 75 Minuten beendete Anna-Lena Strotjohann ihren Vortrag mit Anmerkungen zum Ende der Gleichschaltung Mitte 1934 und gab darüber hinaus nur einzelne Ausblicke auf die Bücherverbrennungen und die Reichspogromnacht von 1938.

Quelle: WN / Björn Igelbrink

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Referentin Anna-Lena Strotjohann (links) und Organisatorin Marie-Theres Himstedt freuen sich über das rege Interesse