Voller Wehmut und Vorfreude, 61 Jahre – so alt war die Kirche St. Hedwig. Seit Sonntag ist dieses Kapitel in Leeden geschlossen.
Nachdem Weihbischof Dr. Christoph Hegge (r.) die Kirche St. Hedwig profaniert hatte, überreichte die evangelische Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff den Schlüssel der Stiftskirche, die die katholische Kirchengemeinde nutzen darf, bis sie wieder eine eigene Heimat hNachdem Weihbischof Dr. Christoph Hegge (r.) die Kirche St. Hedwig profaniert hatte, überreichte die evangelische Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff den Schlüssel der Stiftskirche, die die katholische Kirchengemeinde nutzen darf, bis sie wieder eine eigene Heimat hat Foto: Björn Igelbrink
Lange war klar, dass dieser Tag kommen würde, doch als am Sonntag die Glocken von St. Hedwig zum letzten Gottesdienst läuteten, hatte der oder die eine oder andere in den Kirchenbänken doch einen Kloß im Hals. „Wehmut ja, aber auch Freude, dass es weitergeht“, beschrieb Michael Reiffenschneider sein Gefühl in der letzten Stunde der Kirche, die sein Großvater einst gebaut hatte.
61 Jahre später ist die Kirche Geschichte. Nach ihrem Abriss wird auf dem Grundstück eine Seniorenwohnanlage entstehen, darin wird es eine Kapelle und einen Gemeinderaum für die Gottesdienste und Aktivitäten geben, in der die katholische Kirchengemeinde eine neue Heimat finden wird.
Dieser Ausblick in die Zukunft der Leedener Katholiken lag auch Weihbischof Dr. Christoph Hegge am Herzen, der am Ende des Sonntagsgottesdienstes die Profanierungsurkunde verlas, mit der das Gotteshaus außer Dienst gestellt wird.
Hegge schaute zurück auf die Entstehung von St. Hedwig, „einer Filialkirche mit Eigenleben, das vor Ort gestaltet wurde“. Er bewunderte die Einstellung der Leedener Gläubigen, die die Tatsache, dass ihre Kirche geschlossen und abgerissen wird, trotz aller Trauer über den Verlust mit einem „Jetzt erst recht“ begleitet hatten. Und er lobte die ökumenische Gastfreundschaft und das Versprechen der evangelischen Pastorin Ulrike Wortmann-Rotthoff den katholischen Schwestern und Brüdern eine Heimat in ihrer Stiftskirche zu bieten, bis das neue Haus mit einer Kapelle und einem zuschaltbarem Gemeinschaftsraum fertiggestellt ist. Beim Versprechen blieb es nicht. gleich am Sonntag überreichte Wortmann-Rotthoff den Schlüssel für die Stiftskirche.
„Da kann gar kein Abbruch sein, nur Aufbruch“, sah Weihbischof Hegge „eine große Zukunft für die Gläubigen in Leeden“. Zu Beginn des Gottesdienstes waren diese in einem Film zu Wort gekommen, der anlässlich des 60-jährigen Geburtstags im vergangenen Jahr gedreht worden. Von Wehmut und Trauer über den angekündigten Abbruch war da die Rede, schöne Erinnerungen bestimmten aber das Denken und die Gefühle von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Eine Frau sprach von der „Geborgenheit in der Wohnzimmerkirche“, andere lobten das tolle Gemeindeleben, die Gemeinschaft, den Zusammenhalt, die Heimat, die die kleine Holzkirche, die ursprünglich als Provisorium gebaut worden war, als viele Flüchtlinge in die Region gekommen waren, für Jung und Alt gewesen war. Sie sei dankbar, „dass wir sie so lange gehabt und immer wieder Wege gefunden haben, wenn sie auf der Kippe stand“, beschrieb eine andere Frau ihre Gefühle.
Auch Pfarrer Peter Kossen hatte den Entscheidungsprozess begleitet und sich über die Bereitschaft gefreut, „lokale Kirchenentwicklung weiter zu betreiben und lebendige Ortsgemeinde zu sein.
Musikalisch begleitet wurde der Profanierungsgottesdienst durch die Musikgruppe „conTakt“ und den Posaunenchor. Im Anschluss an die letzte Feierstunde in der Filialkirche standen die Gläubigen bei Getränken und einem Imbiss zusammen.
Quelle WN