Aufbruch St. Hedwig

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-igel- Tecklenburg-Leeden. „Wem ist was wichtig?“ – Unter dieser Leitfrage stand am Sonntag ein Austausch über Ideen zur Zukunft des Gemeindelebens von St. Hedwig, zur Gestaltung des Übergangs sowie des Andachtsraums des geplanten Seniorenzentrums. Noch ungefähr ein Jahr wird das Gotteshaus der katholischen Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen an der Elbinger Straße genutzt werden können. Dann weicht das Gebäude für ein Seniorenzentrum (wir berichteten ausführlich).

Den vorherigen Gottesdienst zum Patronatsfest der heiligen Hedwig feierte Pfarrer Günter Witthake. Er verwies auf die Hedwigsstatue im Kirchenraum und erinnerte an die Biografie der 1174 geborenen Tochter des Herzogs von Andechs, die mit 13 Jahren nach Schlesien verheiratet wurde. Pfarrer Witthake teilte seine Erinnerungen an den Kirchenbau mit den Gottesdienstbesuchern. „Damals war ich Messdiener in der alten Schule“, sagte er. Der damalige Pfarrer Albert Banniza hätte mit Blick auf die heilige Hedwig als Kirchenpatronin gesagt, „die Schlesier wollen das so“. Die 1961 geweihte Notkirche habe damit Gedanken an die Heimat der Ostvertriebenen aufrecht erhalten.

Die ungefähr zeitgleich errichtete Notkirche in Ladbergen, die 1980 einem steinernen Kirchenneubau wich, habe nach Auskunft von Günter Witthake die Leedener „neidisch und nachdenklich“ gemacht, ob das eigene Gemeindeleben Bestand haben könne. „Es kamen aber im Laufe der Zeit neue Katholiken ins Stiftsdorf“, schilderte Witthake die Entspannung dieser Situation. Der Geistliche lobte das dort heute vorhandene Engagement und die beispielhafte Selbstverwaltung. „Die kriegen das alleine hin“, machte er das größte Kompliment an die kleine katholische Diasporagemeinde.

„Was machen wir aus der Situation?“, stellte Witthake als Frage an die Gottesdienstbesucher. Hedwig sei „die Schutzpatronin der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen“. Im Stiftsort könne sie aber auch die „Schutzpatronin der Versöhnung der evangelischen und katholischen Christen“ sein. Er animierte zum Ende seiner Predigt, „nach vorne zu denken“, denn „jeder Abschied ist auch die Chance für etwas Neues“.

Nach der Eucharistiefeier luden als Vertreter eines Ausschusses zum „Aufbruch St. Hedwig“ die Gemeindemitglieder Michael Reiffenschneider und Inge Zumsande dazu ein, miteinander in einen Austausch zu kommen. Dazu positionierten sie die Hedwigsstatue auf den Altar, errichten Moderationstafeln mit Leitfragen und teilten Notizkarten und Stifte aus. Über eine Stunde tauschten sich rund 20 Anwesende gemeinsam aus.

Inhaltlich ging es um die Gestaltung des neuen Andachtsraumes im zu bauenden Seniorenzentrum sowie um die Gestaltung des Übergangs. Dabei sammelten die beiden Moderatoren Ideen und Wünsche, die die Gemeindemitglieder im Beisein von Pfarrer Günter Witthake, der aus seiner langjährigen Erfahrung einige praktische Informationen zur weiteren Vorgehensweise mit einfließen ließ, notierten und vorstellten.

Wie sollte ein Andachtsraum aussehen? Was magst Du besonders an St. Hedwig? Welche Gegenstände sollten unbedingt erhalten bleiben und mit in den neuen Andachtsraum? Was sollte in der Zeit, in der das Kirchengebäude noch steht, stattfinden? Das sind in Kurzform einige der Fragen, zu denen Reiffenschneider und Zumsande Meinungen eingeholt haben.

Viele Ideen kamen zusammen. Vom Fest zum 60. Kirchweihjubiläum über eine Abschiedsandacht bis hin zu konkreten Gegenständen reichten die Anregungen. Die Hedwigsstatue, das Altarkreuz oder die Kirchenglocke kristallisierten sich als besonders erhaltenswert heraus. Eine Gedenkplastik an das Gebäude könne ebenso wie ein zu pflanzender mitwachsender Baum für 60 und mehr Jahre katholisches Leben im Stiftsort stehen.

Die Übergangszeit während der Bauphase mit der Nutzung der evangelischen Stiftskirche war ebenso ein Thema wie die mögliche Umgestaltung des Altares, die Zusammenstellung einer kleinen Gemeindechronik, die Mitnahme einiger Fotos, die an die letzten Kommunionfeiern erinnern, oder die Aufrechterhaltung des Fischmosaiks im gepflasterten Eingangsbereich. Weitere Inspirationen können bis Ende Oktober bei Inge Zumsande in Form eines Fragebogens eingereicht werden.
Quelle: Westfälische Nachrichten, Björn Igelbrink