Erhält Leeden einen Sensationsfund zurück?

1977 wurde in Tecklenburg-Leeden ein rund 600 Jahre alter und acht Tonnen schwerer Töpferofen gefunden. Zudem Kannen und Schüsseln und sogar Spielzeug aus jener Zeit. Das Ganze ging an den LWL und ins Museum. Nun steht die Rückkehr nach Leeden bevor.
Er kommt zurück – das Votum während der Vollversammlung des Heimatvereins Leeden war bei einer Enthaltung überwältigend. Er, der nach den Worten von Mitglied Hermann Pötter „immer hierhin gehörte,“ könnte nun wieder in den Ort zurückkehren, wo er 600 Jahre ruhig und friedlich im Wald schlummerte. Ausgegraben vor 46 Jahren, begab sich das Prachtstück auf eine Odyssee durch die Museen und Lager des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Der mittelalterliche Töpferofen war der eindrucksvolle wirtschaftliche Gegenpol zum 1248 gegründeten geistigen Stift Leeden. Er gilt zudem als der am besten erhaltene, spätmittelalterliche Töpferofen Nordeuropas.
Wie aus dem Nichts ergab sich jetzt die Chance, den Ofen kurzfristig nach Leeden zurückzuholen, in die Obhut des Heimatvereins. Die Emotionen und Fantasien kochten hoch bei der Jahreshauptversammlung im Stiftshof in Leeden. Und gleichzeitig auch Tatendrang, dem in der Ferne verweilenden historischen Fundstück eine angemessene und endgültige Heimstätte zu gestalten. Doch wie wurde der Ofen einst überhaupt entdeckt?
Rückblick ins Jahr 1977
Es war eine Sensation im Jahr 1977. Im Habichtswald in Leeden, nicht unweit der Autobahnraststätte Tecklenburger Land West, wird ein mittelalterlicher Töpferofen in einem Stück aus dem Waldboden herausgehoben. Acht Tonnen zog der Autokran der heimischen Firma Lagemann komplett im Block empor. Genau dieser Block wird anschließend in den Innenhof des Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster gebracht. Zehn Monate später öffnet dort eine Sonderausstellung ihre Pforten: „Die Töpferei im Habichtswald“ zeigte nicht nur den Ofen, vielmehr fanden sich an der Fundstelle auch Kannen, Schüsseln und Pfannen, sowie weitere Gebrauchsgegenstände wie Kerzenständer. Besonders begeisterten damals die entdeckten keramischen Spielzeuge: Pferdchen, Reiter, Puppen und Murmeln beeindruckten auch die damals jüngeren Besucher.

Die Töpferei produzierte − so der Forschungsstand − zwischen 1250 bis 1350. Die ausbrechende Pest, so die Vermutung, als auch die Tecklenburger Fehde hat wohl zum Untergang der Produktion in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beigetragen.

Den spektakulären Fund ereilte nach Ablauf der Ausstellung das Schicksal vieler archäologischer Entdeckungen: die Versenkung im Archiv. Der Koloss wurde in Kisten verfrachtet und in Dortmund eingelagert. Von dort fand er Jahrzehnte später schließlich eine neue Heimat. 2005 ging es zum LWL-Museum für Ziegelei in Lage, einem Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur. Dass dieses auf Dauer auch nicht der richtige Ort für den Ofen sein konnte, war und ist dem aktuellen Museumsdirektor Willy Kulke natürlich klar. Ein mittelalterlicher Ofen ist schließlich kein Produkt der Industriellen Revolution. Und da das Museum sich gerade grundsätzlich neu ausrichtet, gab es wiederum Pläne den Ofen abermals dem Archivar zu übergeben.

Nie in Vergessenheit geraten.
So fügte es sich geradezu, dass der Ofen bei den Leedenern nie in Vergessenheit geriet und regelmäßig von dort „Besuch erhielt“. Umso überraschter waren die Gäste aus dem Stiftsdorf, als sie Anfang Januar mit dem Direktor ins Gespräch kamen. Willy Kulke wusste da den verdutzen Leedenern mitzuteilen: „Wir möchten gern das Fundobjekt an seinen Ursprungsort zurückgeben!“ Das Bestreben, das Hermann Pötter über Jahrzehnte umtrieb, sollte plötzlich die Chance bekommen, Realität zu werden. Indem sich der Verein mit überwältigender Mehrheit entschied, den Ofen eine dauerhafte Heimat zu bieten, ist nun der erste Schritt getan. Damit könnten die Leedener eine Art Pflegevertrag mit dem LWL eingehen.

Noch ist einiges zu tun. Der LWL würde den Abbau und den Transport nach Leeden übernehmen. Neben dem eigentlichen Fundstück gehören zudem zwei Vitrinen mit Ausstellungstücken dazu. Ebenso eine Informations-Stele und Plakate mit Informationen zum Ofen und seiner Geschichte und Bedeutung.

Als zukünftiger Standort würde der Verein gern ein Grundstück in Nähe der Kirche nutzen wollen. Da dieses nicht eine vereinseigene Fläche ist, bedarf es auch intensiver Verhandlungen mit dem Eigentümer. Erklärtes Ziel ist es, dieses Stück Geschichte im Sommer 2024 zum 75-jährigen Bestehen des Heimatvereins an seinen Ursprungsort zurückzuholen.

Quelle: WN