Knapp vier Wochen nach dem Orkan „Friederike“ – Das große Aufräumen

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Tecklenburg-Leeden –
Vor knapp vier Wochen ist der Orkan „Friederike“ übers Land gebraust und hat zahllose Bäume umgeknickt. In den Wäldern hat das große Aufräumen begonnen.
Von Michael Baar

Das große Aufräumen ist in vollem Gang. An der Margarethenstraße liegen große Stapel Fichtenstämme, fein säuberlich nach Größe sortiert. Aus dem Wald hinter der Ackerfläche dröhnt lautes Motorengeräusch. Dort ist ein Harvester dabei, die vom Orkan „Friederike“ geschädigten Bäume zu entwurzeln und entasten. Später wird die Vollerntemaschine die Stämme zu den Stapeln bringen.

Ist das Holz überhaupt noch zu gebrauchen? Hartwig Fortmeyer sagt „Ja“. Mit Einschränkungen. Ist der Stamm durchgebrochen oder die Spitze abgebrochen, taugt die Fichte in aller Regel nicht mehr als Bauholz. Das ist der Hauptverwendungszweck des Nadelbaums. „Wenn die Spitze abgebrochen ist, kann sich der Faserbruch bis tief ins Holz ziehen“, erläutert der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Tecklenburg im Gespräch mit unserer Zeitung. Solche Stämme enden in einem Werk, wo Faserplatten hergestellt werden.

Werden die Holzpreise als Folge der von „Friederike“ verursachten Schäden sinken? „Wenn alles Holz auf einmal auf den Markt käme, würde sich das auf die Preise auswirken“, ist er überzeugt. Doch nicht jeder Baum mit Orkanschaden kommt sofort in den Handel. „Angedrückte Bäume sollte man stehen lassen, wenn sie noch im Boden verwurzelt sind“, sagt der Fachmann. Wobei der Fachausdruck „angedrückt“ für „schief“ steht.

Das helfe auch, Schäden durch den Borkenkäfer vorzubeugen. Das Insekt bevorzuge geschädigte oder abgestorbene Bäume. Auch Schneisen, die durch den Orkan in Baumbestände geschlagen worden seien, müssten nicht unbedingt sofort aufgeforstet werden. „Da sollte man eventuell zwei oder drei Jahre warten, nicht dass im nächsten Winter ein Sturm die nächste Schneise schlägt und dann die jungen Bäume bei den Räumungsarbeiten geschädigt werden.“ Eine Einschätzung, die nach seinen Angaben von Dr. Georg Berkemeier , dem mit der Koordination der Aufräumarbeiten betrauten Förster, geteilt werde.

Wenn Hartwig Fortmeyer den von „Friederike“ verursachten Schäden etwas Gutes abgewinnen will, richtet er seinen Blick zum Leedener Berg. „Das Holz dort wäre ohnehin in den nächsten fünf bis zehn Jahren schlagreif gewesen“, sagt er.
Womit die „rasierten“ Flächen aufgeforstet werden, liegt im Ermessen des jeweiligen Besitzers. „Nach `Kyrill`ist empfohlen worden, Buchen zu pflanzen“, erinnert sich der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft. Momentan ist die Buche am Markt allerdings nicht gefragt. „Das ist schwer einzuschätzen, was in 100 oder 150 Jahren angesagt ist“, verweist er darauf, dass Waldwirtschaft ein langfristiges Geschäft ist.

Im Prinzip darf jeder Eigentümer die Bäume pflanzen, die er für richtig hält. Vorausgesetzt, seine Fläche liegt nicht in einem Naturschutz- oder FFH-Gebiet. „Auch eine Weihnachtsbaum-Plantage ist nicht so ohne Weiteres zu machen“, nennt Hartwig Fortmeyer ein weiteres Beispiel. Im Zweifel, so rät er den Waldbesitzern, sollten sie bei der Naturschutz-Stiftung des Kreises nachfragen.

Und was kostet ein Festmeter Fichtenholz? „Der Preis lag mal bei 90 Euro“, erläutert der Fachmann. Momentan würden für erstklassiges Fichtenholz vielleicht 85 Euro gezahlt. Sollten die Stämme zu viele Äste oder andere Beeinträchtigungen aufweisen, „gibt es dafür schnell mal 20 bis 30 Prozent weniger“. Auch in diesem Bereich, das unterstreicht er mehrfach im Gespräch, habe die Forstbetriebsgemeinschaft mit Georg Berkemeier einen erstklassigen Partner. „Die Zusammenarbeit ist einfach gut.“

Quelle: Westfälische Nachrichten, Michael Baar